Herz Jesu Kirche

Die Herz-Jesu-Kirche ist mit ihren beiden über 70 Meter in die Höhe ragenden Türmen ein markantes Zeichen des Stadtviertels Neustadt.

Im Zuge der Entwicklung von Wels Ende des 19. Jahrhunderts und seiner Ausdehnung nach Norden wurden seitens der Verantwortlichen der Diözese Linz die dortigen seelsorglichen Verhältnisse betrachtet. Für das Vorhaben in diesem Gebiet eine Kirche zu errichten, wurde im Jahre 1900 der Herz-Jesu-Kirchenbauverein gegründet, dessen Bemühen, möglichst viele Leute in der Neustadt anzusiedeln, durch die Erbauung einer Kinderbewahranstalt (heute Kindergarten in der Stefan-Fadinger-Straße) und die Unterstützung bei der Errichtung des Krankenhauses wesentlich gefördert wurde.

Die Grundsteinlegung für die Herz-Jesu-Kirche erfolgte im Jahre 1905. Bereits 1911 war der Außenbau vollendet und das Gotteshaus konnte eingeweiht werden. Die Tatsache, dass die Kirche zur Gänze aus Spendengeldern finanziert wurde, sowie die beiden Weltkriege verzögerten die Ausgestaltung. Die Planung und Erbauung lag in den Händen des aus Linz stammenden Dombaumeisters Matthäus Schlager, der den vom Historismus beeinflussten Kirchenbau im Stil der Neoromanik ausführte.

Die Kirche erhebt sich auf einem kreuzförmigen Grundriss. An das dreischiffige Langhaus mit basilikalem Querschnitt schließt im Osten das durch Kapellen erweiterte Querschiff und der Chor mit halbrunder Apsis an. Das Bauwerk ist durchgängig mit einem Kreuzrippengewölbe versehen. An das dreijochige Langhaus wurde im westlichen Teil des Mittelschiffs eine offene Portalvorhalle mit darüber liegender Empore angefügt. Die Arkadenbögen des Langhauses werden von Pfeilern sowie Säulen mit Würfelkapitellen getragen. Die Gliederung der Mittelschiffwände durch ein durchlaufendes Sohlbankgesims, rundbogige gekuppelte Blendfenster und Rundfenster setzt sich bis in den Chor fort.

Auf den Würfelkapitellen des Langhauses sitzen Halbsäulen, die ab dem Sohlbankgesims von Diensten begleitet werden. Sie tragen die Quergurte und Rippen des Kreuzgewölbes.

Die Seitenschiffe werden durch Nischen erweitert, die sich durch die nach innen gezogenen Strebepfeiler ergeben. Jedes Joch wird durch zwei Rundbogenfenster erhellt.

Das anschließende Querhaus setzt in seiner Gestaltung den Wandaufriss des Mittelschiffs fort. Die Vierung wird im Kirchen-Inneren durch vorgestellte Dreiviertelsäulen akzentuiert.

Erst nach 1960 erfolgte die Ausgestaltung der Apsis. Die vier Chorfenster fertigte die Glas- werkstätte des Stiftes Schlierbach nach Entwürfen von Alfred Stifter an. Von diesem Künstler stammt auch das Apsisfresko.

Die Außenansicht wird im Westen durch die Doppelturmanlage und die offene Portalvorhalle akzentuiert. Das Querhaus und der Vierungsturm treten markant hervor. Im Osten wird die Apsis polygonal ummantelt. Durch zusätzliche Turm- und Sakristeianbauten ergibt sich eine abwechslungsreiche Aneinanderreihung der einzelnen Baukörper. Die Fassaden sind durch Sockel, Gesimse, Fenster, Rundbogenfriese und Blendbögen gestaltet.

Das Bemühen der katholischen Autoritäten ihrer Rolle und ihren Aufgaben auch architektonisch Ausdruck zu verleihen, brachte der Unternehmung in der Neustadt eine Kirche zu errichten, Antrieb und bauliches Auftrumpfen, das bis zur versuchten städtebaulichen Dominanz reicht. Vor allem die lange Dauer der Ausgestaltung wiederum verrät die Schwierigkeiten, die sich an solchen Ehrgeiz knüpften. Immerhin erreicht die Pfarrkirche fast kathedralmäßige Dimensionen.

Stilistisch spricht das Bauwerk eine kräftige Sprache. Matthäus Schlager beschränkte sich auf die wesentlichen Elemente, die klar formuliert sind. Die betonte Regelmäßigkeit, die Aneinanderreihung von Baukörpern und die Ausgewogenheit zwischen horizontaler und vertikaler Linienführung tragen dazu bei, dass der Bau normiert erscheint. Es ist nicht die historische Romanik, die er anstrebte, sondern eine modernen Idealvorstellung davon.

Quelle: www.wels.at (digitaler Architekturführer), Nov. 2011
Fotos: de.wikipedia.org

Flotzingerplatz 22, 4652 Wels

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